3.1. -8.1. 2024 : Die ersten Tage in Kapstadt

Kapstadt, Südafrika – 3.1. – 8.1.2024

Da ist er endlich: Der Tafelberg. Das Ziel eines jeden Kapstadt-Reisenden. In all seiner Pracht. Leicht diesig, windig, die Sonne brennt.

Der Strand ist voller Menschen, doch ungezwungen lacht hier niemand. Jeder schielt unauffällig auf den anderen. Eine Gruppe Jugendlicher Schwarzer kommt auf mich zu.

Ich weiche aus. Ihrem Blick und ihrem Weg.

Verd…

Genau das, was ich eigentlich nicht wollte. Ich wollte mich nicht reinziehen lassen in die Panik vor der Vorstellung, ausgeraubt zu werden, vor den Horrorgeschichten, die überall erzählt werden und zu denen jeder einen noch schockierenderen Beitrag leisten kann.

Es ist mir nicht gelungen. Überhaupt nicht.

Dabei bin ich mit der Vorstellung gekommen, eine Brücke zu bauen. Ich möchte die Fähigkeiten und Erkenntnisse, die wahren Erfolg ausmachen, hierhertragen. Zu Menschen, für die sie einen Unterschied machen können.

Doch jetzt frage ich mich: Brauchen wir hier nicht etwas völlig anderes als Klugscheißer aus München?

Szenenwechsel.

Ich habe Tanja kennengelernt, eine Journalistin aus Deutschland, die seit 4 Jahren hier lebt. Sie zeigt mir die schönen Seiten des Lebens am Kap. Die Weingüter, die angesagten Cafés und schicken Läden, die wunderbaren Strände, wo die coolsten Selfies entstehen. Auf Handys, die von argwöhnischen Blicken beobachtet werden.

Ich habe keine Freude am Fotografieren.

Mein erster Eindruck ist: Hier wird dir in Perfektion die heile Welt des Konsums vorgegaukelt. Und vielleicht deswegen wollen alle ein wenig mehr sein, als sie wirklich sind. Man schwelgt im Luxus, den man sich nicht leisten kann. Er gibt das Gefühl von Perspektive, von Dazugehören. Man ist auf seinen Vorteil bedacht. Eine Einstellung, die ein Missverständnis ist, denn sie hat zumindest mich weder liebenswert noch zufrieden gemacht. Und das gilt für Weiß genauso wie für Schwarz.

Ich verspüre eine abgrundtiefe Traurigkeit. Ich bin nicht als Tourist hier, der nach drei Wochen wieder geht und alles mitnehmen will, was er reinpacken kann. Ich bin kein Backpacker mehr, der mit drei T-Shirts auskommt. Mein Selbstverständnis und Wertesystem sind längst völlig anders. Zu radikal? Zu naiv für diesen Teil der Welt?

Ich habe mich ein wenig verloren. Hier trägt zum Beispiel niemand Schmuck, bloß nichts Wertvolles. Etwas, was ich in Deutschland seit meiner Studienzeit nicht mehr gemacht habe. Aber klar – wenn man ständig hört: „Zeig nichts, was Begehrlichkeiten weckt“… Also trage ich nichts und fühle mich verletzbar, nackt, ein Stück meiner Individualität beraubt. Komisch, an welchen Kleinigkeiten man Freiheit aufhängen kann…

Ich muss mich erst einmal neu finden. Diese innere Kluft überbrücken, zwischen entspannt sein und im Schönen schwelgen – und der Angst vor Neid, Hass und Gewalt.

Bislang habe ich keine Antwort. Und auch Tanja weiß keine. Sie zuckt mit den Schultern: „Conny, entweder du akzeptierst das hier so, wie es ist, oder du kommst hier nicht klar. Wir alle leben mit dieser ständigen Angst und haben uns daran gewöhnt, sie zu ignorieren und auszuschalten. Sie gehört dazu. Alternativ kannst du dich aber auch abends ab 19 Uhr in deinem Zimmer einsperren und zuschauen, wie andere leben.“

Klare Ansage. Und sie hat recht.

Erst auf den Weingütern rund um Stellenbosch, im Hinterland von Kapstadt, kann ich entspannen. Ich vergesse die Bilder von misstrauischen Blicken, zerbrochenen Windschutzscheiben und Einschusslöchern in Armaturenbrettern. Hier, im Schatten gepflegter Laubbäume, fällt endlich die Beklemmung von mir ab, und ich fange an, nachzudenken…

OK, ich weiß genug, was Vibes ausmacht… Solange ich Angst habe, sollte ich mich allein nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Und ich brauche den Austausch mit Menschen, die das Ganze reflektiert sehen. Keine Gespräche mehr mit denen, die noch mehr Angst haben als ich. Damit auch meine Energie wieder steigt.

Als ich vor 23 Jahren zum ersten Mal in Südafrika war, in Kapstadt, dieser schönen Stadt, empfand ich die Kluft zwischen Weiß und Schwarz als unüberbrückbar. Doch es hat sich viel geändert. In den Restaurants mischt es sich. In Supermärkten kaufen ebenso viele schwarze Familien ein wie weiße. Die Schwarzen bekommen heute per Gesetz gute Jobs. Es gibt Schulen und Ausbildungen. Es gibt Perspektiven und Chancen. Eigentlich muss keiner betteln und stehlen. Die Politik tut viel, um die Kluft zu sch

ließen. Man hat eine Wahl, und Leistung lohnt sich. Ein großer Teil der Bevölkerung nutzt seine Chance. Zumindest ist das mein Eindruck.

Ich schaue in die rabenschwarzen, freundlichen Augen eines Mitarbeiters vom Weingut Els und sehe Zufriedenheit.

Nein, ich bin hier schon richtig. Es ist wie überall auf der Welt. Mich macht das Konsumieren von Menschen, Erlebnissen oder Gegenständen nicht glücklich. Es macht Spaß, aber nicht glücklich. Ich brauche aufrichtige Menschen um mich. Menschen, die zufrieden sind oder Wege abseits des Konsums suchen, um es zu werden. Egal, welche Hautfarbe. Ich suche den goldenen Weg zwischen den Extremen. Meinen Weg.

Zwei Tage gut schlafen, und heute bin ich wieder on track. Was mir geholfen hat, war die Frage: „Wie willst du hier auftreten?“ Als graue Maus und Schisser oder als jemand, der ein Standing hat?

Ich habe mich fürs Standing entschieden. Ohne Statussymbole und dafür mit ungefährlichem und schickem Modeschmuck. Morgen kaufe ich die coole Kette in dem Edelshop.

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