Deutschland im Dauerstau – Südafrika im Aufbruch: Was macht den Unterschied?

Deutschland im Dauerstau – Südafrika im Aufbruch: Was macht den Unterschied?

Deutschland kurz vor der Wahl: Dauerstau, alle sind genervt. Die Lösungsangebote sind so extrem wie unverständlich. Viele haben das Vertrauen in die Politik verloren. Es herrscht eine lähmende Unsicherheit. Es gibt Regeln für alles, aber wenig Mut, auch mal abseits davon zu handeln. Die Angst vor Fehlern ist oft größer als der Wille zur Veränderung. German Angst at its best.

Und ja, ich überzeichne. Aber nicht wenige erleben Deutschland genau so. Und aus dem Ausland sieht alles noch ein wenig deutlicher aus.

In Südafrika ist das anders. Natürlich gibt es auch hier Probleme – und nicht gerade wenige: wirtschaftliche Unsicherheit, Korruption, Kriminalität, soziale Ungleichheit. Aber die Menschen haben eines verstanden: Warten und sich gegenseitig blockieren bringt nichts. Zusammenhalt schon. Und am meisten geht, wenn wir handeln.

Warum wird in Südafrika nach vorn geschaut?

Ein Teil der Antwort liegt in der kulturellen Grundhaltung. Während in Deutschland Perfektion und korrektes Vorgehen oft über der pragmatischen Lösung stehen, ist es in Südafrika genau andersherum. Hier wird ausprobiert, angepasst, nachjustiert.

Das mag chaotisch erscheinen – aber es bedeutet auch: Hier passiert etwas.

In Südafrika gibt es 11 offizielle Sprachen. Kulturelle Unterschiede, soziale Parallelwelten, verschiedene Meinungen und Interessen sind Alltag. Doch anstatt sich gegenseitig zu blockieren, findet man Wege, miteinander zu leben und gemeinsam Dinge zu bewegen. Streit gehört dazu, aber Eskalation oder komplette Lähmung sind seltener.

Und noch etwas ist anders: Südafrika mischt sich. In Cafés, auf Märkten, in Unternehmen gibt es Berührungspunkte, Dialoge, Austausch. Die Menschen sind offen, neugierig, gesprächsbereit. Sie warten nicht ab, sie testen, probieren aus, suchen Lösungen. Manchmal improvisiert, manchmal unkonventionell – aber sie tun es.

Ubuntu: Der Geist des Miteinanders

Ein Schlüssel zu dieser Mentalität liegt in einem kleinen, aber mächtigen Wort: Ubuntu. Es bedeutet so viel wie „Ich bin, weil wir sind“ – ein tief verwurzeltes Gefühl von Gemeinschaft, Verantwortung und Zusammenhalt.

Ubuntu bedeutet nicht, dass es keine Konflikte gibt. Die Afrikaner streiten sich, laut, direkt, heftig. Aber sie rauffen sich dann auch zusammen und FINDEN Lösungen. Auch wenn die nicht immer allen schmecken: Es geht was weiter, es geht für alle vorwärts.

In Deutsckland wird dagegen gefordert, mit dem Finger auf andere gezeigt, gespalten, gehetzt. Leider. Und ziemlich nervtötend. Der Ton ist rauh und unversöhnlich.  Dieses Wir gegen die-Denken nimmt zu, echte Kompromissbereitschaft ab. Nichts passiert.

Südafrika: Herausforderungen? Ja. Aber auch ein unerschütterlicher Optimismus.

Natürlich gibt es in Südafrika Rassismus, soziale Spannungen und viele Ungerechtigkeiten. Aber selbst in schwierigen Zeiten spürt man überall dieses besondere Zusammengehörigkeitsgefühl. Menschen lachen miteinander, unterstützen sich, sind offen und neugierig. Und vor allem: Sie begegnen sich.

Diese Grundhaltung macht das Leben hier so lebenswert. Südafrika ist herausfordernd – aber es ist lebendig.

Mein Fazit: Deutschland könnte ein bisschen unkonventionelle Lässigkeit und unternehmerische Denke gut zu Gesicht stehen. Ein bisschen weniger Angst, ein bisschen mehr „was bringt uns alle weiter“. Weniger Perfektionismus, mehr Pragmatismus. Mehr Offenheit, mehr Austausch. Mehr Begegnung. Und vielleicht ein bisschen Ubuntu – denn am Ende zählt nicht, wie lange man diskutiert, sondern was man gemeinsam bewegt.

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